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Stand: 11.04.2009

Lampertheimer Wald

Reliktwald | Natura-2000 Wald | FFH-Gebiet

Historischer Überblick

Der Lampertheimer Wald (Übersichtskarte)  fand bereits zur Zeit der Karolinger (fränkisches Herrschergeschlecht; erster fränkischer König etwa um 800 nach Chr.; GERBERDING 1987, RICHÉ 1987) als Bannwald Forehai Erwähnung. Dieser Tatsache wird durch einen kurzen Hinweis auf einer Informationstafel des Forstamtes Lampertheim an Waldparkplätzen Rechnung getragen. Später stellte der Lampertheimer Wald das großherzogliche Darmstädter Jagdrevier dar (RP Darmstadt, schriftl. Mitt.). Man kann damit wohl von einem autochthonen Waldgebiet sprechen, wie es in Mitteleuropa nur sehr wenige gibt. Diese Form der langen Waldtradition ist allenfalls von Gebirgswäldern bekannt, stellt aber für Wälder der Ebene eine herausragende Ausnahme dar. Heute stellt der Lampertheimer Wald insgesamt eines der größten zusammenhängenden Waldgebiete der Rheineben dar. Die Wälder nördlich des Lampertheimer Waldes, z.B. die Wälder um Groß-Gerau oder Walldorf Mörfelden, sind dabei eine nördliche Fortsetzung dieses Waldgebiets. Hierbei darf jedoch nicht übersehen werden, dass der Wald an sich ein Inselbiotop darstellt und das auch innerhalb des Waldes eine inselartige Fragmentierung zunimmt.

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Käferarten (Coleoptera) im Lampertheimer Wald

Zusammen mit zwei Mitarbeitern wurden seit 1994 zahlreiche Aufsammlungen xylobionter Käfer (auf und in Totholz lebende bzw. sich entwickelnde Käfer) in einem Teilbereich des Lampertheimer Waldes unternommen (Nolte et al 1997). Beinahe 30% der nachgewiesenen xylobionten Arten (Artenliste/faunistische Daten) stellen sogenannter Rote Liste Arten dar. Hoch spezialisierte Arten wie etwa Lichenophanes varius (Bostrychidae) oder Trichoferus pallidus (Cerambycidae) sind im Lampertheimer Wald beheimatet. Nicht wenige Arten lassen sich an den vielfältig vorhandenen Holzpilzen nachweisen. Daneben konnten drei Arten sicher nachweisen werden, die in Anhang II der EU-Richtlinie 92/43/EWG (auch bekannt als "FFH-Richtlinie") genannt und damit als besonders schutzwürdig ausgewiesen sind. Neben dem Hirschkäfer Lucanus cervus sind dies noch der Heldbock Cerambyx cerdo und der hoch seltene Schnellkäfer Limoniscus violaceus. Weiterhin wurden Fragmente eines einzelnen Osmoderme eremita in einer gefällten Buche gefunden. Die coleopterologische Bedeutung des Waldes wurde von anderer Seite bestätigt. So liegen die Ergebnisse von 2001 einer Exkursion mit Mitgliedern des Vereins Coleo durchaus im Trend der 1997 publizierten Daten.

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Rezente Gefährungssituation: Lampertheimer Wald

Weite Bereiche des Lampertheimer Waldes sind in ihrem Fortbestand als Lebensraum für eine einzigartige coleopterologische Fauna in höchstem Maße bedroht. Neben den allgemeinen Umweltfaktoren, die eine gewisse schädigende Wirkung auf den Wald insgesamt haben, zeichnen sich weite Bereiche des Waldes (bzw. der untersuchten Flächen) auch durch eine weitgehende forstliche "Übernutzung" aus. Auf Grund der im südhessischen Raum sehr angespannten Grundwasserlage und anderer ungünstiger Faktoren wie periodischen Maikäferkalamitäten (Flugjahre mit massenhaftem Auftreten des Waldmaikäfers Melolontha hipoocastani waren z.B. 1994, 1998 und 2002) besteht ein erhebliches Problem in der natürlichen Verjüngung des Waldes. Standortgerechte (aus biologischer Sicht (!), also Eiche und Rotbuche) Gehölze wachsen nach Entnahme kaum noch nach. Der Bestand des Eichen-Buchen Mischwaldes mit eingestreuter einzelner Kiefer auf Binnendünen (als Biotop mit dem EU-Code 9190 ebenfalls in Anhang I der "FFH-Richtlinie" 92/43/EWG genannt) ist nicht zuletzt auch durch forstliche Nutzung mehr und mehr reduziert worden. Dies zu Gunsten einer weiteren Aufforstung mit Kiefer oder anderen Gehölzen bei gleichzeitiger (passiver) Förderung der Traubenkirsche sowie, in geringerem Ausmaß, der Robinie. Diese Veränderung des Baumspektrums im Untersuchungsgebiet führt dazu, dass den Buchen und Eichen zunehmend weniger Grundwasser auf Grund der Konkurrenzsituation mit den standortfremden Gehölzen zur Verfügung steht, was die Gesamtsituation des Waldes weiter verschlechtert.

Teile des Lampertheimer Waldes werden als Übungsgelände der US-Army genutzt, was den Nutzwert des Waldes als Erholungsgebiet für die Bewohner der umliegenden Orte stark beeinträchtigt. Eine weitere Gefährdung für den Standortes ergibt sich aus den mittlerweile sehr konkreten Plänen, eine ICE-Trasse mitten durch das Waldgebiet hindurch zu legen (siehe ein Schreiben an das Bundesamt für Naturschutz bezüglich dieser Problematik auf der Seite "Dokumente").

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Zitierte Literatur

GERBERDING, R. A. (1987): The rise of the Carolingians and the Liber Historiae Francorum. Clarendon Press, Oxford

NOLTE, O., G. GEGINAT & H. WEIHRAUCH (1997): Erfassung der xylobionten Käfer (Coleoptera; divers) des Lampertheimer Waldes (Südhessen). - Ein Zwischenstand. Hess. Faun. Briefe 16(3):33-48

RICHÉ, P. (1987): Die Karolinger. Eine Familie formt Europa. Deutsche Verlags-Anstalt, Stuttgart.

Letzte Änderung dieser Seite: 09. Mai 2009

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